Sonderstadtführung: Orte des Glaubens - Kirchen in Arnstadt
Im Januar 2015 nahm unsere Familie an der Stadtführung "Arnstadts Kirchen" teil. Mit der Teilnahme an der Führung wollten wir unsere Kenntnisse über unsere Region erweitern - die Kinder sollten ihr Wissen auch über die jüdische, neuapostolische und baptistische Glaubensrichtungen, das religiöse Leben und deren Orte kennenlernen bzw. vertiefen.
Neben den bekannten Orten wie die großen sakralen Bauwerke, die Kirchen der Stadt, wurden auch weniger bekannte Orte des Glaubens wie kleinen Gebetsräume vorgestellt.
Tipp: Stadtführung: Die Nonnen von Arnstadt im Jahr 2012
Pünktlich um 14 Uhr traf der Gästeführer Oliver Bötefür, Mitglied im Oberkirche Arnstadt e.V., an der Himmelfahrtskirche ein. Er sprach, dass etwa dreißig Karten im Vorverkauf erworben wurden. Da aber mindestens sechs Personen vor Ort zahlten (die Stadtinformation war leider bereits geschlossen) und knapp 30 Personen an der Stadtführung teilnahmen, sind nicht alle interessierte Bürger erschienen.
Katholische Pfarrkirche Christi Himmelfahrt (ehemalige Gottesackerkirche)
Die Himmelfahrtskirche:
Baujahr: 1738 bis 1743,
Bauform: Oktagon,
Stil: evangelischer Barock,
Orgel: aus der katholischen St.-Günther-Kapelle,
GPS: 50.836917, 10.947646
Krappestraße / Ecke Bahnhofstraße
Kontakt: +49 3628 602285
Öffnungszeiten: zu Gottesdienste und auf Vereinbarung
Die Gottesackerkirche war bis Ende des 19. Jahrhunderts für den angrenzenden Alten Friedhof eine Begräbniskirche, also die alte Arnstädter Friedhofskirche. Namhafte Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhestätte, wie 25 Mitglieder der Familie Bach sowie die Schriftsteller Willibald Alexis (Georg Wilhelm Heinrich Häring, 1798-1871), E. Marlitt (Friederieke Henriette Christiane Eugenie John, 1825-1887)
Geschichtlicher Abriss:
- 1537 - Errichtung des Friedhofs,
- Grundsteinlegung: 29. Juli 1738,
- Einweihung: 23. Mai 1743 (Himmelfahrtstag) mit Einweihungsrede von Archidiakon Hedemis,
- 1812 bis 1813 - Kirche diente als Magazin und Lazarett,
- 1831 - Einweihung
- seit 1842 - Nutzung für die Feier der Gottesdienste der kleinen katholischen Gemeinde,
- 1847/48 - Mitnutzung durch deutsch-katholischen Anhänger und Verzicht der Nutzung durch die Katholiken,
- 1894 - Schließung des Friedhofs,
- 1924 - Umgestaltung des Alten Friedhofes in eine Parkanlage.
- 6. Februar 1945 - Zerstörung durch den Bombenangriff auf Arnstadt,
- Himmelfahrtstag 1950 erneute Einweihung,
- Denkmalschutz gemäß der Verordnung vom 26.6.1952,
- 1969 - Durchführung von größeren Baureparaturen,
- 1974 - Verkauf der evangelischen Kirche an die katholische Gemeinde als "Himmelfahrtskirche" als Pfarrkirche,
- 10. Mai 1987 Einweihung am Himmelfahrtstag nach Instandsetzung als katholische Pfarrkirche und Durchführung von Gottesdienste durch die Katholische Pfarrgemeinde St. Elisabeth
Die katholische Kirche St. Elisabeth (Elisabethkapelle)
Die katholische Elisabethkirche (heute Elisabethkapelle genannt), die unter dem Patronat der heiligen Elisabeth von Thüringen steht, wurde im Jahr 1877 eingeweiht. Sie wurde 1907/08 nochmals erweitert. Im Jahr 1912 erhielt sie eine Glocke und 1913 eine neue Orgel.
Kemenate in der Rosenstraße in Arnstadt
Die Kemenate, welches eigentlich ein beheizbares Frauengemach auf einer Burg ist, ist der älteste gotischer Profanbau von Arnstadt aus der Zeit um 1300 und dient weltlichen Zwecken im Gegensatz zu Sakralbauten. Vermutlich war es ein Lagerhaus, wertvolle Handelsgüter aufbewahrt wurden.
Das Gebäude aus spätromanischer und gotischer Zeit, welches dicke Deckenbalken auf großen Konsolsteinen trägt, überstand den großen Stadtbrand von 1581.
St. Nicolaikapelle / St. Nicolauscapelle, später Kemenate
Die St. Nicolaikapelle (St. Nicolauscapelle) stand im Hof der Rosenstraße 19 und war dem heiligen Nikolaus geweiht. Sie brannte im Jahr 1868 nieder. Der verbliebene Teil wurde als Kemenate genutzt.
Liebfrauenkirche (Stiftskirche, Marienkirche, Münsterkirche)
Evangelische Pfarrkirche - die Liebfrauenkirche
(auch Stiftskirche, Marienkirche oder Münsterkirche genannt):
Baujahr: 1200 bis 1220,
Bauform und Stil: dreischiffige Basilika mit romanischem Hallenchor und
spätromanisch-frühgotische Doppeltürme,
Orgel: 1978 - Schuke-Orgel,
Die Liebfrauenkirche wurde auf den Fundamentresten der ersten Arnstädter Kirche errichtet.
Geschichtlicher Abriss:
- vermutlich um 704: Standort der erste Kirche Arnstadts,
- um 1200 - 1220 - erster Bauabschnitt,
- um 1250 - Errichtung einer frühgotische Gewölbeabdeckung,
- 1275 - Bau des Querschiffes und der Türme,
- 1309 - Verlegung des Benediktinerinnen-Klosters St. Walpurgis
vom Walpurgisberg zur Liebfrauenkirche, - um 1330 - Beendigung der Baumaßnahmen nach Einbau der farbigen Fenster und Errichtung der Nonnenempore,
- 1475 - Bauarbeiten im Klosterbereich, Errichtung der Grabkapelle der Schwarzburger Grafen,
- 1489 Bau des Glockenturms,
- 1585 - bronzenen Glocken,
- 1813 Schließung der Kirche, Nutzung als Magazin, Beginn des Verfalls,
- 1881 - Errichtung eines neugotische Turmes,
- 1910 - Beginn erneuter Bauarbeiten, Westtürme neu aufgemauert, Errichtung des Walmdaches,
- 1942 - Einschmelzung der Bronzeglocken,
- 1945 - Beschädigung durch amerikanische Artillerie,
- 1954 - Rekonstruktionsarbeiten,
- 1958 - Rückbau des neugotische Turmes auf heutige Form,
- 1959 - drei Eisenhartgussglocken,
- 1960 - Entfernen der farbigen Fenster im Chorbereich,
- 1973 - Einweihung am Willibrordstag,
- 1978 - Einbau einer neuen Schuke-Orgel mit 27 Registern, zwei Manualen und etwa 1900 Pfeifen,
- 2004 - Einbau eines vierstimmiger Bronzeglocken.
Oberkloster und Unterkloster
Das Oberkloster (Konventshaus; Untergasse 3) aus dem Jahr 1521 war Teil des Benediktinerinnenklosters, das Unterkloster als Wohnhaus errichtet.
Das heute an der Ostseite des Oberklosters sichtbare "verunstaltete" Renaissance-Portal stammt entgegen der angezeigten Jahresangabe von 1564 aus der nachklösterlicher Zeit.
Das Unterkloster aus dem Jahr 1564 (Wohnhaus der Priorin; Untergasse 1) wurde früher "die Eptey" genannt.
Das Waisenhaus
Der nächste Stopp war am ehemaligen hochfürstlich-schwarzenburgischen Waisenhaus mit einem Betsaal im oberen Stockwerk (Am Plan 2 ) aus dem Jahr 1765/66, welches anschließend ein Irrenhaus war und heute ein Verwaltungsgebäude der Stadt ist. An dieser Stelle stand vorher das Haus der hochgeborenen Gräfin Johanne Elisabeth von Schwarzburg, welches nach ihrem Ableben abgerissen wurde. Ab 1832 wurde der Betsaal zum Unterhaltungssaal für die mittlerweile im oberen Stockwerk lebenden Irrenden umgestaltet.
Die Oberkirche (Barfüßerkirche od. Franziskanerkirche)
Die Oberkirche (Barfüßerkirche oder Franziskanerkirche) wurde als gotische Hallenkirche als Franziskanerkloster um 1250 errichtet. An der Nordseite wurde 1461 der Turm angebaut. Dass er zur Stabilisierung des Kirchenschiffes beigetragen haben soll ist zu mindestens aus der Sicht der Statik fragwürdig.
Das anbindende Klostergebäude war von 1583 bis 1906 eine Schule, die heute evangelisches Gemeindezentrum ist.
In 17. Jahrhundert als Hauptkirche der Stadt wurden auf den beiden Emporen Bilder mit alttesttamentarischer Szenen gemalt und hat somit eine reiche frühbarocke Innenausstattung.
Auch sie musste wegen starken Bauschäden 1977 geschlossen werden. Nach zahlreichen Sicherungsmaßnahmen ist die Kirche seit 1991 wieder im beschränkten Umfang nutzbar. Die seit 2008 begonnenen Sanierungen sollen 2017 zum Lutherjahr abgeschlossen werden.
Rathaus Arnstadt mit "Kapelle des heiligen Urban"
Nun führte uns der Gästeführer Oliver Bötefür zum Rathaus der Stadt und erläuterte den Zusammenhang des Rathauses und Glaubensorten. Im Rathaus trafen sich die Ratsherren in der Kapelle des heiligen Urban (auch "Archiv" genannt) zum Morgengebet, welche sich im Untergeschoß des Rathauses befand. Der Heilige Urban war Schutzpatron der Winzer. Ob es bei dem Morgengebet beim Schutzpatron der Winzer blieb ist nicht belegt.
Die Bonifatiuskirche - Neue Kirche - Bachkirche
Bonifatiuskirche - Neue Kirche - Bachkirche
Marktstraße 16
Der Weg führte uns an der Marktstraße 16 vorbei, und legten einen Stopp ein. Hier war ....
Letztes Ziel der Sonderstadtführung war die ehemalige Jacobskirche.
Die Jakobskirche
Die Jakobskirche (dem Jacobus dem Älteren geweiht) hat ihre erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1369 und lag unmittelbar an der Stadtbefestigung. Das Benediktiner-Jungfrauenkloster war Patronatsherr der Kirche. Heute steht nur noch der weit sichtbare Glockenturm von etwa 64 m Höhe.
Der einschiffige Kirchenbau lag unmittelbar am Pilgerweg nach dem spanischen Santiago de Compostelan.
Die Altäre St. Laurentii St. Crucis, Corporis Christi, Petri et Pauli und St. Annae schmückten das Innere der Kirche.
Geschichtlicher Abriss:
- 1369 - erste urkundliche Erwähnung,
- 1487 - Einbau einer Orgel,
- 1505/06 - Erneuerung des Chorgestühls,
- 1512/13 - weitere Baumaßnahmen
- 1514 - Einbau der Kirchenempore und des Predigtstuhls,
- 1514/15 grundhafte Erneuerung der Orgel,
- 1481 - drei Glocken (kleine Glocke: Margaretha, mittlere Anna, große Glocke: Susanna)
- 1484 - Fertigstellung des Glockenturms,
- 1495 - Fertigstellung der Turmspitze,
- 1533 - Schließung der Kirche mit Einführung der Reformation.
Ein Herzlichen Dank gilt dem Gästeführer Oliver Bötefür für seine tiefgründigen und abwechslungsreichen Ausführungen über die zahlreichen "Orte des Glaubens" in der Stadt Arnstadt.
Preis der Sonderführung: 6,- Euro pro Person (Karten konnten in der Tourist-Information Arnstadt erworben werden).
Weitere Orte des Glaubens in Arnstadt:
Die St. Georgen-Kirche
Die St. Georgen-Kirche stand im Hospital St. Georgii - existiert aber heute nicht mehr. (Quelle: Chronik von Olearius - 1701)
Betsaal des St. Georg- und St. Jacobsstift
Betsaal nach dem Ableben von Frau Apotheker Kühn; Seelsorger Prof. Dr. Hamilton und zeitweise der Mönch Pater Lorbacher
Wohnhaus Markt 14 (später Brockmann´sche Hofapotheke)
Die Ehefrau des Apothekers Kühn geb. Schick aus Wetzlar stellte ihr Wohnhaus (später Brockmann‘sche Hofapotheke, Markt 14) ihren katholischen Glaubensgenossen zur Verfügung. Im ersten Stock richtete Ehefrau des Apothekers Kühn geb. Schick aus Wetzlar wurde auf dem Treppenflur der Altar aufgebaut. Im Jahr 1817 wurde der erste katholische Gottesdienst nach der Reformation wieder in Arnstadt unter Seelsorger Prof. Dr. Hamilton abgehalten.
Katholische St. Güntherus-Kapelle
Im mittleren Stock des Hauses von Schuhmacher Koch in der Wagnergasse (die spätere Nr.2) wurde die Kapelle eingerichtet, später abgerissen und auf gleicher Stelle neu aufgebaut. Der erste Gottesdienst fand im Jahr 1832 statt. Die Einweihung unter den Namen Günther-Kapelle war am Geburtstag des Fürsten Günther Friedrich Carl II. im Jahr 1837.
Betlokal der Juden, Ritterstraße Nr. 691
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Synagoge in der Krappgartenstraße
Einweihung: 1913; in der Kristallnacht 1938 von SA-Leuten niedergebrannt
Das alte Schloss mit Kapelle zu St. Magdalene
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Das fürstliche Palais mit Kapelle
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St. Catharinen-Kapelle
Neben dem St. Catharinen-Hospital, welches nachweislich um 1332 bestand, stand die St. Catharinen-Kapelle. Die letzten Überreste - ein rundes Türmchen im byzantinischen Style wurden um 1870 mit dem Abriß eines Hauses vor dem Riedthor abgerissen.
Weitere Orte des Glaubens um Arnstadt:
Die Kirche St. Nikolai / Sankt Nicolai Kirche in Oberndorf
Die evangelische Dorfkirche, einst eine dreischiffige Basilika, ist eine der ältesten romanischen Kirchen Thüringens. Erbauer waren die Grafen zu Schwarzburg-Kevernburg. An dieser Stelle stand bereits im 9. Jahrhundert eine Kapelle.
Kapelle in der Augustenburg bei Oberndorf
Katholische Kapelle für Gräfin Auguste Dorothea von Braunschweig-Wolfenbüttel (1666–1751), ihre Dienerschaft und ihre nähere Umgebung.
Die Augustenburg existiert nicht mehr. Mit ihrem Ableben hörten katholische Gottesdienste in Arnstadt vorerst auf.
Kirche St. Johannis (Johannes) in Angelhausen
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Literatur: wikipedia, www.arnstadt.de, www.spital-arnstadt.de, www.kath.kirche.arnstadt.de, Hand- und Adressbuch Arnstadt Seiten 185 - 260
Sehenswerte Kirchen Thüringens:
Johann Sebastian Bach Kirche in Arnstadt / Thüringen,
Sankt Nicolaus Kirche in Arnstadt-Oberndorf / Thüringen,
Sankt Nicolaus Kirche in Haarhausen / Ilmkreis, Thüringen,
Dreifaltigkeitskirche in Holzhausen / Ilmkreis, Thüringen,
Sankt Wigberti Kirche in Sülzenbrücken / Ilmkreis, Thüringen,
Sankt Ägidien Kirche in Bittstädt / Ilmkreis, Thüringen,
Sankt Gangolf Kirche in Rehestädt / Ilmkreis, Thüringen,
Sankt Nikolaus Kirche in Kornhochheim/ Kreis Gotha,
Sankt Lukas Kirche in Mühlberg / Kreis Gotha,
Trinitatiskirche in Klettbach / Weimarer Land, Thüringen,
Sankt Martin Kirche in Witterda / Kreis Sömmerda,
Sankt Georg Kirche in Seebergen / Kreis Gotha,
Schlosskirche zu Schloss Friedenstein in Gotha,
Dreifaltigkeitskirche Gräfenhain / Kreis Gotha,
Stadtkirche "Zur Gotteshilfe" Waltershausen / Kreis Gotha,
Pfarrkirche Sankt Maria Magdalena in Waltershausen-Langenhain mit Wandfresken aus den Jahren um 1300,
Clown Fietze erklärt für Kinder die Stertzing-Orgel in der Sankt Petri Kirche von Büßleben. Clown Fietze kommt gerne auch zu Ihnen und Ihrer Orgel.
Weitere Seiten zu Arnstadt:
Für Bachfreunde empfehlen wir einen Besuch der Gemeinde Wechmar. Besonders sehenswert sind dabei die Veit-Bach-Obermühle, das Oberbackhaus (Bach-Stammhaus), die Sankt Viti Kirche sowie das Landhauses Studnitz.
Wechmar als Bachstammort bietet viele Informationen über das Schaffen von Christoph Bach.
Grafenhochzeit auf Schloss Neideck in Arnstadt im Jahr 1564,
Hochzeit von Johann Sebastian Bach im Jahr 1707 in Dornheim,
Brand der "Drei Gleichen" (Wachsenburg, Mühlburg, Burg Gleichen) im Jahr 1231.
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