Stadtführung: Auf den Spuren von Katharina von Nassau-Dillenburg
Unsere erste Sonderstadtführung "Die Nonnen von Arnstadt" im Jahr 2012 wurde im Jahr 2015 durch "Orte des Glaubens - Kirchen in Arnstadt" ergänzt und nun folgte unsere Familie neben weiteren Themenstadtführungen eine weitere Stadtführung, in der Katharina von Nassau-Dillenburg, Gräfin zu Schwarzburg-Arnstadt immer wieder erwähnt wurde. So nahmen wir im Juli 2015 an dieser Sonderstadtführung "Auf den Spuren von Katharina von Nassau-Dillenburg" teil.
Bei der Nachstellung der Grafenhochzeit auf Schloss Neideck von 1560 im Jahr 2010 war die damals sechzehnjährige Katharina von Nassau-Dillenburg als Braut die Hauptperson.
Bereits im Vorfeld der Führung versuchten wir über Katharina von Nassau-Dillenburg, Gräfin zu Schwarzburg-Arnstadt, die zu den bedeutendsten Frauen in der Arnstädter Geschichte gehört, im Internet Informationen zu erhalten. Leider waren nur sehr spärliche Informationen zu finden und waren guter Hoffnung mit dieser Stadtführung viel über ihr Leben und Wirken zu erfahren.
Pünktlich um 14 Uhr traf die Gästeführerin, Frau Susanna Hempel vor der Tourist-Information am Arnstädter Markt ein. Zwanzig Personen nahmen an dieser Sonderstadtführung teil, wobei unsere beiden Kleinen die einzigen Kinder waren. Die Tickets waren an der Tourist-Information zu erwerben, die auch heute am Samstag geöffnet war.
Begrüßung vor der Tourist-Information
Nach der Begrüßung wurde die Daten von Katharina von Nassau-Dillenburg und ihrer Angehörigen mit Fotos der Persönlichkeiten erläutert.
Katharina von Nassau-Dillenburg,
Gräfin zu Schwarzburg-Arnstadt (29.12.1543 - 25.12.1624)
Katharina von Nassau-Dillenburg, Gräfin zu Schwarzburg-Arnstadt wurde in Dillenburg (Nassau) geboren und verbrachte ihre Kindheit bis im Jahr der Hochzeit 1560 in Dillenburg. Gräfin Katharina war eine Wohltäterin der Armen und für die Bildung eine Mäzenatin (unterstützt Umsetzung von Vorhabens mit Geld oder geldwerten Mitteln ohne direkte Gegenleistung).
Vater: Willem I; Wilhelm der Reiche, Willem de Rijke,
Graf von Nassau-Dillenburg (1487-1559)
Willem I heiratete 1516 Walburga d' Egmond (1490-1529) und
1531 Juliana, Gräfin zu Stolberg-Wernigerode.
Halbgeschwister (väterlicherseits)
- Elisabeth von Nassau-Dillenburg (1515-1523),
- Magdalena von Nassau-Dillenburg (1522-1567),
Mutter: Juliana, Gräfin zu Stolberg-Wernigerode (1506-1580)
Juliana, Gräfin zu Stolberg-Wernigerode heiratete 1523
Philipp II, Graf von Hanau, Herr von Münzenberg (1501-1529)
Halbgeschwister (mütterlicherseits)
- Reinhard, Graf von Hanau-Münzenberg (1524-1525),
- Katharina von Hanau-Münzenberg (1525-1581),
- Philipp III (1526-1561), Graf von Hanau-Münzenberg,
- Reinhard, Graf von Hanau-Münzenberg (1528-1554),
- Juliane / Juliana von Hanau-Münzenberg (1529-1595)
Für Beide war es die zweite Ehe.
Geschwister
- Wilhelm I. von Oranje; Willem van Oranje (1533-1584), Graf von Nassau-Dillenburg, Prinz von Oranje, Statthalter von Holland, Zeeland en Utrecht,
- Hermanna (1534- 1534), Gräfin von Nassau,
- Johan VI (1536-1606), Johan der Ältere, Graf van Nassau-Dillenburg, Graf zu Nassau-Katzenelnbogen-Diez,
- Ludwig (1538-1574), Lodewijk van Nassau, Graf von Nassau,
- Maria van Nassau (1539-1599) (Frau vom Willem IV, Graaf van den Bergh),
- Adolf (1540-1568), Graf von Nassau,
- Anna (1541-1616), Gräfin von Nassau-Dillenburg,
- Elisabeth von Nassau-Dillenburg (1542-1606), Gräfin zu Solms-Braunfels
- Juliana von Nassau-Dillenburg (1546-1588), Gräfin zu Schwarzburg-Rudolstadt,
- Magdalena von Nassau-Dillenburg (1547-1633), Gräfin zu Hohenlohe-Weikersheim,
- Heinrich (1550-1574), Graf von Nassau,
Ehemann: Günther XLI (1529-1589),
Günther der Streitbare, Graf zu Schwarzburg-Arnstadt
Am 23. Juni 1558 verlobte sich auf dem hessischen Schloss Dillenburg Katharina von Nassau-Dillenburg mit dem Grafen Günther XLI der Streitbare. Die Vorabsprachen dieser Verbindung erfolgten bereits, als Katharina zwölf Jahre alt war. Zur Verlobung vertrat den auf Reisen befindlicher Prinz Günther XLI sein Bruder Hans Günter und ihr Bruder Wilhelm von Oranien.
Am 17. November 1560, also zwei Jahre später, war die Fürstenhochzeit des Grafen Günther XLI (Günther der Streitbare) mit der damals noch 16 jährigen Katharina von Nassau-Dillenburg, welche damals auf dem Wasserschloss Neideck mit 3500 Gästen gefeiert wurde. Dies war der fünfte Hochzeitstermin, als endlich die Trauung vollzogen werden konnte, da er zu den vorherigen Terminen wichtigere Aufgaben zu erfüllen hatte. Die Prunkhochzeit dauerte sieben Tage. Günter XLI als bedeutendster Schwarzburger Graf war ein hochgeschätzten Diplomat und Heerführer, der alle seiner Schlachten mit einem Sieg beendete, der sich an den europäischen Höfen bereits einen guten Namen machte. Der Erfurter Student war einer der wenigen Grafen seiner Zeit, die studiert hatten. Durch seine engen Kontakte im diplomatischen Dienst zum kaiserlichen Hof in Brüssel und als begabter Befehlshaber erhielt er als Oberst der Deutschen Garde den Beinamen "Bellicosus der Streitbare".
Die Ehe war kinderlos. Eigentlich widersprach dies ihrer Natur, da sie eine Frau war, die sich um Andere gekümmert hat, besonders sich um Kinder bemühte.
Rathaus von Arnstadt
Das Rathaus als repräsentativer Renaissancebau wurde von den Arnstädter Ratsbaumeister Christoph Junghans in den Jahren 1585-1588 errichtet. Von den verheerenden Stadtbrand im Jahr 1581 berichtet die lateinische Inschrift am Westportal - also 20 Jahre nach der Fürstenhochzeit. Unter dem Schutz des Grafen Johann Günther I. von Schwarzburg-Sondershausen (Graf Hans Günther; 1532-1586) - ein Bruder des Streitbaren und Gräfin Katharinas Schwager stand der Wiederaufbau des Rathauses in den Jahren 1582 bis 1586. Er wurde nach Ableben des Grafen Günther XLI der Nachfolger und Erbe des Renaissance - Wasserschlosses Neideck.
Katharina von Nassau-Dillenburg, Gräfin zu Schwarzburg-Arnstadt die um Ihr Erbe kämpfen musste, hatten keine guten verwandtschaftlichen Beziehungen zu Graf Hans Günter.
Als Gräfin Katharina von Nassau-Dillenburg aus den Niederlanden als Witwe aus dem Leben wiederkam, war sie Königshäuser gewöhnt. In Arnstadt hatte sie es schwer, wieder Fuß zu fassen, obwohl sie immer hier her gehörte. Sie kam nicht allein zurück, sondern brachte ein hübsches kleines Kind mit - ihre Nichte und Patenkind Katharina Belgica von Oranien-Nassau (1578-1648), die Tochter ihres Bruders Wilhelm von Nassau-Dillenburg der Schweiger (1533-1584) nach der Ermordung durch einen katholischen Fanatiker mit. Gräfin Katharina von Nassau-Dillenburg hat Katharina Belgica von Oranien-Nassau hier in Arnstadt groß gezogen und hat vermutlich noch vor dem Jahr 1596, als sie in Dillenburg Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg heiratete, Arnstadt verlassen. Gräfin Katharina von Nassau-Dillenburg hatte mit Katharina Belgica von Oranien-Nassau ein sehr inniges Verhältnis vergleichbar mit einem Mutter-Tochter-Verhältnis und stand auch später mit ihr im ständigen Kontakt. In ihren Briefen beklagte sie, wie schwer ihr die Einsamkeit als Witwe in Arnstadt fällt. Katharina Belgica wurde als Haupterbin von Gräfin Katharina von Nassau-Dillenburg eingesetzt.
Prinzenhof
Am "Unteren Markt" auf dem Platz des ehemaligen Benediktinerinnenklosters wurde bereits im Jahr 1583 mit der Errichtung des Witwensitzes für die Gräfin Katharina von Nassau-Dillenburg begonnen, also bereits sechs Jahre vor Ableben ihres Ehemanns. Gräfin Katharina verbrachte ihr Witwendasein bis zum Tod 1624 in ihren Witwensitz auf dem Gelände des Propsteigebäudes des ehemaligen Benediktinerinnenklosters.
In den Jahren 1721 bis 1725, also etwa 100 Jahre nach dem Ableben der Gräfin Katharina von Nassau-Dillenburg wurde er zum Prinzenhof für den Prinzen Wilhelm von Schwarzburg- Sondershausen umgebaut. Heute befindet sich in diesem Gebäude die Stadt- und Kreisbibliothek.
Gräfin Katharina von Nassau-Dillenburg hat viele Legate ausgestellt. Sie war Wohltäterin der Stadt, die nicht nur die Reichen beschenkt hat, sondern auch an die Armen gedacht hat. Egal wie hoch ihr Titel und Grad der Adligkeit war, sie hat an Arme, Kranke, Bedürftige und Schüler gedacht und hat sich das Schullegat überschreiben lassen. Sie hat an Krankenhäuser, Hospitale wie in Arnstadt das St. Georg Hospital Spenden oder Legate eröffnet.
Liebfrauenkirche (Stiftskirche, Marienkirche, Münsterkirche)
Evangelische Pfarrkirche - die Liebfrauenkirche
(auch Stiftskirche, Marienkirche oder Münsterkirche genannt):
Die Liebfrauenkirche wurde auf den Fundamentresten der ersten Arnstädter Kirche errichtet. Im Jahr 1475 wurde bei Bauarbeiten im Klosterbereich die Grabkapelle der Schwarzburger Grafen errichtet, in der 1583 Günther XLI der Streitbare beigesetzt wurde.
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Berggasse - ehemals Gräfingasse
Bis 1952 hieß die heutige Berggasse noch nach der Gräfin Katharina "Gräfingasse". "Nach der Wende hätte sie durchaus wieder rückbenannt werden können" - so die Stadtführerin Susanna Hempel.
Als Katharina aus den Niederlanden wiederkam, hat sie kurzzeitig bis ihr Witwensitz nach ihren eigenen Ermessen und Vorstellungen hergerichtet war, in Entenbergschen (?) Haus gewohnt (welches auch "Zur Rose" genannt wurde), welches entlang der Mauer an der Berggasse stand. Dieses Haus wurde mit dem Umbau nach etwa 100 Jahren abgebrochen.
Das Franziskanerkloster und die Klosterschule
Da die Franziskanermönche sich nicht zur Reformation bekannten, die 1531 in Arnstadt eingeführt wurde, mussten sie 1533 das Kloster unter starken Protest im Rahmen der Säkularisation (Aufhebung kirchlicher Institutionen durch Einverleibung und Verstaatlichung) räumen. So fielen im Jahr 1539 die Barfüßerkirche an die Stadt und das Kloster an das Grafenhaus Schwarzburg-Arnstadt. Graf Günther XL eröffnete ein Jahr später die Gräfliche Erziehungsanstalt, die aber Graf Günther XL nach 21 Jahren Anstaltsbetrieb wieder schloss. Bevor Graf Günther der Streitbare 1566 im Auftrag des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Maximilian II (1527-1576), in Ungarn gegen die Türken kämpfte (hier erwarb er den Beinamen "der Streitbare") hat er in einem Leibgedingsbrief (Testament) verfügt, dass nach seinem Tod das Kloster Witwensitz für Gräfin Katharina wird. Er kam jedoch siegreich zurück.
Graf Günther der Streitbare schenkte das Kloster den langjährigen, treuen ostpreußischen Oberst der Grafen Leo von Packmor (?? - 1583) als Altenwohnsitz. Nach dem großen Stadtbrand von 1581 stellte Leo von Packmor Klostergebäude als Notunterkunft und Schule für die ebenfalls durch den Brand vernichtete Stadtschule der Stadt und der Kirche zur Verfügung und gab sie nach seinem Tod testamentarisch als Schule der Kirche frei. So entstand 1583 die Klosterschule am Pfarrhof, die bis 1906 als städtische Schule bestand.
Gräfin Katharina von Nassau legte viel Wert auf Bildung, besonders der Armen, die auch Geist und Willen mitbrachten. Sie legte 1616 ein Schullegat mit 2000 Gulden Stammkapital auf, Davon sollten jährlich die besten acht Schüler "Moribus et studies" (guten Sitten und fleißigen Lernen) ausgezeichnet werden. Bedingung war, dass sie Primaner wurden. Diese Auszeichnung nahm sie persönlich bis zu ihrem Tod vor. Heute ist sie evangelisches Gemeindezentrum.
Die Oberkirche (Barfüßerkirche od. Franziskanerkirche)
Die Oberkirche (Barfüßerkirche oder Franziskanerkirche) wurde als gotische Hallenkirche und Klosterkirche des Franziskanerordens um 1250 errichtet. Das heutige Hauptportal in der Westwand wurde 1588 errichtet und im Sterbejahr der Gräfin Katharinas die Orgelempore eingebaut.
1594 stiftete die Gräfin Katharina aus dem Inventar des Schlosses Neideck ein dreiflügeliges Altarretabel das bedeutendste Kunstwerk der Kirche, welches sich an der Nordwand befindet. Mit diesem Geschenk erinnert die Gräfin, die sich nun Katharina von Katzenelnbogen, Gräfin zu Schwarzburg-Arnstadt-Sondershausen nennt, am 65. Geburtstag ihres verstorbenen Ehemanns, Günther dem Streitbaren, und fügt unten Sie ein Epitaph (Grabinschrift, Grabdenkmal) an.
Im Jahr 1554 schuf das Gemälde der flämische Maler Franz Floris de Vriendt I. (1517-1570), den "niederländischen Raffael". Der Maler verkehrte viel mit Gräfin Katharinas Bruder, den Prinz von Oranie, Wilhelm I.
Nach dem Stadtbrand von 1581 wurde die Barfüßerkirche als Oberkirche genannt und diente als Kirche der Adligen. Um 1590 saß Gräfin Katharina für den Adelsstand geschaffenen Kirchenstuhl in der Nordwand und ihre letzten Jahre in der Südwand, um so ihr gestiftetes Altarretabel im Blick zu haben. In den Jahren 1610-1620 wurde der südliche Kirchenstuhl zur Fürstenloge umgebaut. Die Grafen, die nach dem Ableben der Gräfin Katharina erst gefürstet wurden, stand dann ihnen diese Loge zu.
Graf Günther XLI. und Gräfin Katharina hatten eine Privatbibliothek mit wertvollen Büchern. Um an Katharinas Lebensschicksal zu erinnern, stiftete sie im Jahr 1588 diese Bücher der Kirchenbibliothek, die somit seit über 400 Jahren in der Arnstädter Oberkirche aufbewahrt werden. Diese Bibliothek entstand aus einem Aufgeld / Legat des Oberst Leo von Packmor, bevor er verstarb. Ein wertvolles Buch ist die viersprachige Polyglott-Bibel, die die Gräfin Katharina 1593 aus den Niederlanden mitbrachte. Sie enthält auf dem Einband ihre Initialen mit allen Titeln sowie die ihres verstorbenen Ehemanns.
Die Apotheken der Gräfin Katharina
Gräfin Katharina erwarb sich große Verdienste um das Gemeinwesen und versorgte Kranke und Bedürftige mit Arzneien aus ihrer Apotheke. Neben der Hofapotheke im Wasserschloss Neideck, die sie unmittelbar nach Fertigstellung einrichtete, hatte sie eine zweite Apotheke auf den Arnstädter Markt eingerichtet.
Sie revolutionierte mit das Arzneiwesen, indem sie versuchte, Reformen einzuführen und Verbote erließ, die betrügerische Marktschreier, Händler, Krämer, Quacksalber und alte Weiber den Arzneimittelhandel untersagte. Immerhin konnte damals jeder Bäcker Arzneimittel verkaufen. Um Unruhen durch ihre Maßnahmen in Volk zu verhindern, verteilte sie kostenlos an Bedürftige und Arme Medikamente.
Mit dem großen Stadtbrand wurde auch die Stadtapotheke vernichtet. Eiligst ließ sie eine neue Apotheke erbauen lassen. Sie war vermutlich in dem gelben Haus "Am Markt 10" (Foto links) rechts neben "Zum Güldenen Greif" - also nicht mit der "Fürstliche Hofapotheke" an der Galerie der Ostseite des Marktes zu verwechseln, die ihrem Schwiegervater und somit ihren Gemahl gehörte. Nach dessen Ableben erbte und verkaufte sie diese. In ihrer Stadtapotheke blieben die Arzneimittel weiterhin für die Armen kostenlos und kostenpflichtig für die Bürger, die Geld hatten.
Brunnen im Fasanengarten
Ursprünglich stand der heutige Brunnen im Fasanengarten im Garten des Prinzenhofes am "Unteren Markt". Mit dem Neubau der Gebäude um den Fasanengartens im Jahr 1923 sollte er diese Freifläche verschönern.
Die Vorderseite erinnert mit der Inschrift an die Gräfin Katharina von Nassau: "Catharina: gebohrene Gräfin von Nassau. Catzenellenbogen. Gräfin und Frau zu Swarzburk. Witwe. Anno Domini 1594"
Schlossmuseum im Neuen Palais
Anstelle der Alten Kanzlei wurde 1729-1735 das Neue Palais erbaut und diente bis 1918 als Wohnsitz der fürstlichen Familie. Für Gräfin Katharina steht es in Zusammenhang, da hier einige Kunstschätze aus ihren Bestand aufbewahrt werden. Unter anderen sind das die flämische Tapisserien aus dem Wasserschloss Neideck, wobei zwei die bekannten Szenen "Affen beim Schmaus im Walde und "Affen bei der Falkenjagt", wo Menschen in Affengestalt eingewirkt wurden. Die Serie bestand aus sechs Tapisserien mit Affengeschichten. Weitere neun Tapisserien erzählen das Leben des Apostel Paulus. Immerhin waren im Schloss Neideck 75 wertvolle Tapisserien, die Günther XLI in Brüssel erworben hat. Tapisserien zählten damals als eines der wichtigen Instrumente der Legitimation und Repräsentation. In der ehemaligen Fürstensuite sind Portraits des Grafenpaares des mittlerweilen gichtkranken Grafen kurz vor Ableben zu sehen und die 39-jährige Gräfin, die ebenfalls vom Leben gezeichnet abgebildet wurde. Der vergoldete Adlerpokal von Hans Kellner (1592) als "Willkomm" sowie mehrere flämische Bildteppiche sind ebenfalls in diesem Raum ausgestellt.
Neideck-Gymnasium (Fürst-Günther-Schule Reformrealgymnasium)
Die Fürst Günther-Schule zu Arnstadt, ein Reformrealgymnasium mit Oberrealschule wurde nach der Wende in Neideck-Gymnasium umbenannt und hat im Jahr 2015 ihr 100-jähriges Jubiläum.
Bis Kriegsende wurden im Gymnasium der Katharinentag als Erinnerung an das Legat der Gräfin Katharina gefeiert, die die Schuljugend damit gefördert hat. Das Legat wird nächstes Jahr 400 Jahre alt.
Die Stadtführerin, Frau Susanna Hempel (und nicht die Tourist-Information - wie sie besonders betonte) möchte dieses leider nicht mehr existierende Legat neu ins Leben zurückrufen. Frau Hannelore Wallendorf, Autorin mehrerer Bücher über Arnstadt und sehr erfahrene Stadtführerin, die diesen Feiertag im Gymnasium miterleben und in Form von Theaterstücken mitgestalten durfte, ist bereit, ein Legat zu stiften und auch diese Ehrung vorzunehmen. Natürlich werden weitere sieben Stifter dieses Bildungslegat gesucht, üm in würdigen Kreis diese Ehrung vornehmen zu können.
Wasserschlossruine Neideck
Graf Günter der Streitbare erhielt viel Geld durch seine Dienste in Europa und konnte damals das prächtigste Schloss Thüringens leisten. So erhielt er 1556 vom abdankenden Kaiser Karl V. 10 000 Gold-Gulden als Zeichen seiner Wertschätzung dem Thüringer Grafen. Diese Summe verwendete er zum Ausbau seines Arnstädter Wasserschlosses sowie den Auftrag in Antwerpen und Brüssel, die Tapisserien zu fertigen. Vermutlich stammt aus den nicht ausgebliebenen Neidern der Name des Schlosses "Neideck", was aber nicht historisch belegt ist.
Im Jahr 1533 war Baubeginn für das dreigeschossige Wasserschloss Neideck, welches einen 800 m² großen Innenhof und 113 Räume - jedes mit eigenen Namen hatte. Die Gräfin bewohnte den südlichen Flügel am Turm - der Graf den nördlichen Flügel. Die gräfliche Residenz wurde 1560 - pünktlich zur Hochzeit des Grafen Günther XLI mit Gräfin Katharina fertig gestellt.
Geladen waren zur Hochzeit wie zur Eröffnung des Wasserschlosses neben den Verwandten auch er europäische Hochadel, die mit etwa 3500 Pferden anreisten. Diese einwöchige Adelshochzeit sprengte alles bisher Dagewesene. Die Gesellschaft verspeiste neben vielen weiteren speisen etwas 1000 Hammel, 100 Ochsen, 850 Hasen, 120 Hirsche, 21000 Eier, tranken fassweise Wein und Bier. Unmittelbar neben der Schlossruine befindet sich das älteste Gärtnerhaus Thüringens, welches bereits bei der Errichtung und Gestaltung des Schlossgartens benötigt wurde.
Als Witwe musste sie das Schloss Neideck verlassen und stellte Ansprüche aus der Witwengerade (damalige Erbrecht) auf die Tapisserien. Selbst vor Gericht wurden diese ihr aberkannt, da sie nicht für die Haushaltung einer Witwe erforderlich sind, sondern zu Repräsentationszwecken im Schloss erhalten bleiben sollten. Bis 1716 war das Wasserschloss Neideck Sitz des Hauses Schwarzburg-Arnstadt, verfiel aber nach Ableben von Anton Günther II und Arnstadt als Residenzstadt. Die Residenz wurde nach Sondershausen verlegt. 1779 stürzte schließlich das Schloss teilweise ein - verblieben ist nur noch der Schlossturm.
Zum Abschluss der Stadtführung reichte die Gästeführerin Katharinas Heilpflanzen aus ihrem Kräutergarten zur Geruchsbestimmung herum. Sie war positiv überrascht, wie fachkundig die Bestimmung auch weniger bekannte Kräuter erfolgte.
Ein herzlicher Dank gilt dem Gästeführerin Susanna Hempel für ihre sehr tiefgründigen Ausführungen über Katharina von Nassau-Dillenburg und ihr Wirken in der Stadt Arnstadt.
Preis der Sonderführung: 6,- Euro pro Person (Karten für Stadtführungen können in der Tourist-Information am Markt in Arnstadt zu den Öffnungszeiten erworben werden).
Quellennachweis - Fotos: Portraits von Vater, Mutter und Ehemann aus Wikipedia; andere Fotos: eigen
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Sankt Nicolaus Kirche in Arnstadt-Oberndorf / Thüringen,
Sankt Nicolaus Kirche in Haarhausen / Ilmkreis, Thüringen,
Dreifaltigkeitskirche in Holzhausen / Ilmkreis, Thüringen,
Sankt Wigberti Kirche in Sülzenbrücken / Ilmkreis, Thüringen,
Sankt Ägidien Kirche in Bittstädt / Ilmkreis, Thüringen,
Sankt Gangolf Kirche in Rehestädt / Ilmkreis, Thüringen,
Sankt Nikolaus Kirche in Kornhochheim/ Kreis Gotha,
Sankt Lukas Kirche in Mühlberg / Kreis Gotha,
Trinitatiskirche in Klettbach / Weimarer Land, Thüringen,
Sankt Martin Kirche in Witterda / Kreis Sömmerda,
Sankt Georg Kirche in Seebergen / Kreis Gotha,
Schlosskirche zu Schloss Friedenstein in Gotha,
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Stadtkirche "Zur Gotteshilfe" Waltershausen / Kreis Gotha,
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Clown Fietze erklärt für Kinder die Stertzing-Orgel in der Sankt Petri Kirche von Büßleben. Clown Fietze kommt gerne auch zu Ihnen und Ihrer Orgel.
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Wechmar als Bachstammort bietet viele Informationen über das Schaffen von Christoph Bach.
Hochzeit von Johann Sebastian Bach im Jahr 1707 in Dornheim,
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